Bischof zu Besuch bei Caritas-Referat Migration-Integration 

Zwei Wörter: Hilfe? = Caritas!

REGENSBURG (cn/kb) – Flucht, Asyl, Migration und Integration sind Themen, die nicht nur die öffentliche Wahrnehmung beherrschen, sondern das tägliche Leben und Arbeiten vieler Menschen. Auch bei der Caritas. Bischof Rudolf Voderholzer stattete dem Team von Nika Krausnick, Leiterin des Caritas-Referates Migra­tion und Integration im Beratungszentrum St. Gabriel, einen Besuch ab, um sich umfassend zu informieren.
Bei der Caritas im Bistum Regensburg sind rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Beratungsstellen Ansprechpartner für Geflüchtete, Asylsuchende, Migrantinnen und Migranten aus allen Teilen der Erde. Der Bischof bedankte sich für das Engagement: „Sie geben unserer Gesellschaft ein menschliches Gesicht!“

Die Caritas ist für viele Ankömmlinge eine der wichtigsten Adressen, wenn es um Hilfe und Unterstützung geht. „Die Menschen kommen mit großen Erwartungen zu uns“, berichtet Caritas-Beraterin Pooja Solanki im Austausch mit dem Bischof. „Es sind Menschen, die kaum oder gar nicht Deutsch können – bis auf zwei Wörter: Hilfe – Fragezeichen = Caritas – Ausrufezeichen.“

Über 30 000 Beratungsgespräche zählte die Caritas in der Diözese allein im Jahr 2023. Aufenthaltstitel, Förderrichtlinien, Asylverfahren – die Regeln rund um das Ankommen in Deutschland sind komplex. Es geht um Fristen, Formulare, Anträge, um Informationen und immer wieder um konkrete Hilfen für jeweils einzelne und sehr individuelle Probleme. Gefordert ist fachliche und auch menschliche Kompetenz.

Zuständig für die fachliche Betreuung ist das Caritas-Referat für Migration und Integration, dessen Leiterin Nika Krausnick zudem die verschiedenen Teams in Regensburg koordiniert. Hier ist die Caritas neben der Anlaufstelle im Beratungszentrum St. Gabriel auch im ANKER-Zentrum, der Erstaufnahmestelle für Asylbewerber, mit zwei Beratungsdiensten und einem Angebot der Kinderbetreuung vor Ort.

Bei der täglichen Arbeit spiele der christliche Ansatz der Caritas eine entscheidende Rolle, sagt Nika Krausnick: „Wir gehen in unserem Tun immer von der einzelnen Person aus, die uns im Gespräch auf Augenhöhe, als Mensch mit seinem Schicksal gegenübersitzt. Diesem Einzelnen mit seinen jeweils individuellen Bedürfnissen durch unsere Arbeit zur Seite zu stehen, das ist immer unser Ansatz.“  

Beim Umgang mit Geflohenen und Migranten, so berichten die Teams, stehen im Alltag meist formale Kriterien im Mittelpunkt. Im komplexen Regelwerk mit Vorgaben zu Unterbringung, Versorgung,Leistungsansprüchen und Zuständigkeiten dominiert die Bürokratie. Pooja Solanki zitiert eine Klientin: „Wir laufen von Behörde zu Behörde, am Ende zeigt uns die Caritas die menschliche Seite.“

Den Menschen zu sehen – diese Perspektive, so beklagen viele der Caritas-Mitarbeiter, geht oft in der öffentlichen Debatte verloren, wenn auf Schlagworte wie „Flüchtlingswelle“ oder „Obergrenzen“ reduziert wird mit der Folge, dass im Diskurs der Einzelne aus dem Blickfeld verschwindet.

Während der Bedarf an Hilfen weiter steigt, sind die Mittel für Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen und damit auch die Kapazitäten begrenzt. „Wir haben die Menschen hier, wir sehen, was möglich wäre“, kritisiert die Sozialpädagogin Lisa ­Vischer. In der Debatte um den Bundeshaushalt konnten bereits geplante Kürzungen erst in letzter Minute verhindert werden. Die Caritas konnte sich hier mit intensiver Lobbyarbeit erfolgreich für die Belange der Beratungsdienste einbringen.

Nicht zu verhindern war offenbar die Streichung von Geldern für die Kinderbetreuung von Asylbewerbern. Hier ist die Caritas im ANKER in der Bajuwarenstraße vor Ort. Dort sind bis zu 30 Prozent der Bewohner Kinder und Jugendliche. Für die geflüchteten Eltern wie auch die Kinder ist es eine erhebliche Entlastung, wenn die Kinder für ein paar Stunden in einer gesicherten, kinderfreundlichen Umgebung betreut werden. Bei Kindern ist zumindest die Sprache keine große Barriere. „Wir sprechen mit ihnen vom ersten Moment an Deutsch“, berichtet Sebastian Lengfelder, der für die Caritas die Kinderbetreuung im ANKER leitet. Mit einfachen Übungen und mit Bildkarten ist schnell ein spielerischer Dialog möglich. Und manchmal hilft das Glück. Ein Praktikant ist vor Kurzem zum Team gestoßen, der selber vor Jahren als Kind einer Flüchtlingsfamilie in die damalige Aufnahmeeinrichtung kam und inzwischen eine Ausbildung in einem sozialen Beruf bei der Caritas machen möchte.

20.03.2024 - Bistum Regensburg